Auf der Suche nach einem geeigneten Physiotherapeuten, Osteopathen oder Chiropraktiker für den geliebten Vierbeiner steht man vor einer riesigen Auswahl an Therapeuten und verliert schnell den Überblick. Begriffe Chiropraktik, Osteopathie und Manualtherapie sind nicht explizit voneinander abgrenzbar und werden häufig synonym verwendet. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich die Behandlungsmethoden mittlerweile überschneiden. In der Humantherapie ist die Manualtherapie eine eigenständige, anerkannte und vom Arzt verordnete Behandlungsform innerhalb des Berufsfeldes der Physiotherapie. Chiropraktik und Osteopathie zählen zu den alternativen Heilverfahren. Die Erlaubnis zur Ausübung ist Ärzten und Heilpraktikern vorbehalten.
Alle drei Berufsbilder haben gemeinsam, dass sie Beschwerden des Bewegungsapparates heilen oder zumindest verbessern und in einer vorangehenden Ganganalyse das Problem lokalisieren. Der Chiropraktiker arbeitet mit schnellen Impulstechniken, der Manualtherapeut mit langsamen Mobilisationstechniken.
Heute räumen wir auf im Dschungel des Gesundheitsdickichts und erklären dir die Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser Berufsbilder.
Voraussetzungen für die Ausbildung zum Pferdephysiotherapeut, -osteopath, -chiropraktiker
Physiotherapeut, Osteopath oder Chiropraktiker für Pferde ist in Deutschland keine geschützte Berufsbezeichnung. Es handelt sich vielmehr um eine Tätigkeitsbezeichnung. Nachfolgend erhältst du einige Tipps, wie du die schwarzen von den weißen Schafen unter den Pferdetherapeuten unterscheiden kannst.
Für die Zulassung zur Ausbildung zum Pferdeosteopathen verlangen renommierte Schulen ein abgeschlossenes Studium der Veterinär- oder Humanmedizin. Zudem werden Human-Physiotherapeuten und –osteopathen zur Ausbildung zugelassen. Die Schule entscheidet über die Zulassung der Bewerber (z.B. DIPO – Deutsches Institut für Pferdeosteopathie, ICREO – International College for Reserach of Equine Osteopathy). Eine gute Schule erkennt man zudem an einem gemischten Dozentenpool aus erfahrenen Reitern, Tierärzten, Hufschmieden und weiteren Fachspezialisten. Der Praxisanteil der Ausbildung sollte mindestens 50% betragen und unter Aufsicht von erfahrenen Dozenten und Assistenten erfolgen. Idealerweise stehen den Schülern mehrere Pferde unterschiedlichen Alters, Rasse und Ausbildungsstandes zur Verfügung. Die Grundkenntnisse werden klar verständlich erklärt und in übersichtlichen Schulungsunterlagen vermittelt. Einige Schulen bieten Aufschulungen zum Pferdeosteopathen für bereits ausgebildete Pferdephysiotherapeuten, Anwärter mit entsprechend medizinisch-naturwissenschaftlicher Vorbildung oder einer dem Berufsbild entsprechenden Vorbildung an. Von Institutionen, die Crashkurse für Jedermann anbieten, sollte man sich als seriöser Anwärter als Pferdetherapeut und als Pferdebesitzer gleichermaßen distanzieren.
Reine Formsache oder was?
Bewegungseinschränkungen und Blockaden manifestieren sich in Schonhaltungen, Muskelverspannungen, Verkrümmungen der Wirbelsäule, eingeschränkter Biegsamkeit und Flexibilität des Rückens. Das kann zu Widersetzlichkeit, Berührungsempfindlichkeit, Kompensations- und Fehlhaltungen führen. Physiotherapeut, Osteopath und Chiropraktiker haben hier z.T. unterschiedliche Behandlungsansätze.
Chiropraktik stammt vom griechischen Wortstamm „cheir“ (=Hand) und „practos“ (=anwenden) ab und bedeutet so viel wie „ mit der Hand praktizieren“. Der Chiropraktiker behandelt überwiegend Wirbelsäule und Becken, deswegen hat er häufig einen Block dabei, den er als Hocker verwendet, um „von oben“ zu arbeiten. Er arbeitet mit schnellen Impulstechniken und idealerweise kurzen Hebelwegen. In der Chiropraktik werden die Manipulationstechniken in der Regel in Extension (durchgestreckte Wirbelsäule) angewendet, wohingegen der Osteopath überwiegend in Flexion (aufgewölbte Wirbelsäule) arbeitet und Mobilisationstechniken den manipulativen Methoden vorzieht.
Ist die Wirbelsäule in ihrer Funktion gestört, hat dies Auswirkungen auf das Nervensystem und den gesamten Organismus. Fixierte Wirbelverlagerungen (Subluxationen) gelten als Ursache verschiedener Erkrankungen. Ist die Austrittsstelle für eine Nervenwurzel verengt, so wird der Nervenstrang komprimiert und das zu versorgende Segment bzw. Organ wird unterversorgt. Durch Lockerung der Muskulatur (als physiotherapeutische Maßnahme) und Reposition (“Einrenken”) werden Bewegungseinschränkungen und Blockaden gelöst. Diese manuellen Behandlungstechniken zielen auf die Gelenkmanipulation mit Fokus auf Subluxationen ab. Als Gelenk wird die mehr oder weniger bewegliche Verbindung zwischen Knochen bezeichnet. Die Position der Knochen wird durch Bänder, Gelenkkapsel und Muskeln stabilisiert. Reicht die stabilisierende Funktion nicht aus (z.B. durch Traumata) können sich die Gelenkflächen gegeneinander verschieben, sie haben dabei jedoch noch teilweise Kontakt zueinander (Subluxation).
– Extremitäten bleiben in der Behandlung häufig unberücksichtigt
– nicht immer wird im natürlichen Bewegungsspektrum des Pferdes gearbeitet.
– häufig Manipulationstechniken verwendet
Osteopathie stammt vom griechischen „osteon“ (=Knochen) und „pathos“ (=Leiden) ab. Der Osteopath erkennt und behandelt Funktionsstörungen getreu dem Motto „Wo Bewegung verhindert wird, macht sich Krankheit breit“. Ähnlich einem Uhrwerk. Können die einzelnen Zahnräder nicht mehr präzise ineinander greifen, stockt das ganze System. Als ganzheitliches Behandlungskonzept spürt die Osteopathie Funktions- und Bewegungseinschränkungen (Schonhaltung, Kompensationsmechanismen) auf und beseitigt diese. Das aktiviert die Selbstheilungskräfte des Körpers, die den Patienten wieder zu einem natürlichen Gleichgewicht verhelfen. Im Rahmen dieser sanften manuellen Therapieform werden neben dem Skelettsystem (parietale Osteopathie) auch die Organe (viszerale Osteopathie), Faszien (fasziale Osteopathie) und der sogenannte craniosakrale Rhythmus in die Behandlung einbezogen.
Krankheiten korrelieren mit einer eingeschränkten Eigenbewegung der Körperstrukturen (Muskeln, Faszien, Bänder, Gelenke, Knochen). Die Voraussetzung für Gesundheit ist die Ver- und Entsorgung von Zellen über Nerven, Blutgefäße sowie die Fähigkeit zur Selbstheilung. Narben, Muskelverspannungen bzw. Blockaden stören die Selbstregulation des Körpers und begünstigen Erkrankungen. Durch Abtasten (palpieren) des Körpers werden Dysfunktionen aufgespürt und mittels manuellen Methoden gelöst.
+ Der Körper wird in seiner Gesamtheit betrachtet. Der Osteopath spürt Gesamtzusammenhänge auf und mobilisiert die Knochen und Gelenke in passiver Bewegung.
+ sanfte manuelle Therapieform
In der Physiotherapie werden Funktionseinbußen des Körpers und Bewegungsstörungen gezielt und meist lokal behandelt. Der Wortstamm geht aus dem altgriechischen „physis“ (=Körper) und „therapeía“ (=Heilung, Pflege) hervor. Dabei werden physikalische Maßnahmen zur Heilung und zur Prävention von Krankheiten eingesetzt.
Physikalische Maßnahmen:
– mechanische Reize (Massage)
– thermische Reize (Wärme, Kälte)
– Wasser (Hydrotherapie)
– Strom (Elektrotherapie)
Der Physiotherapeut untersucht die aktive und passive Bewegungsmöglichkeit des Körpers. Er behandelt insbesondere die beweglichen Anteile des Körpers (Muskulatur) und korrigiert Blockaden des Weichteilgewebes durch Lockern der Muskulatur.
Die Manuelle Therapie ist eine Säule der Physiotherapie und umfasst ein breites Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten, die sich mit der Behandlung von Funktionsstörungen der Gelenke, Muskeln und Nerven und ihren krankmachenden Folgeerscheinungen befasst, die auf Störungen der Bewegungsabläufe innerhalb eines Gelenks (Arthrokinematik) zurückzuführen sind. Blockaden der Wirbel und Gelenke, die ursächlich für zahlreiche Beschwerden im Körper angesehen werden, sollen mit gezielten Handgriffen behoben werden. Mit Hilfe mechanischer Handgriffe sollen durch Blockaden ausgelöste Schmerzen gelindert und hypomobile Gelenke in ihrer Beweglichkeit verbessert werden.
Man unterscheidet zwischen Mobilisation und Manipulation. Bei der Mobilisation wird ein Gelenkpartner langsam und wiederholt innerhalb seiner Bewegungsgrenzen bewegt (Dehnung). Dabei wird sowohl in die freie als auch in die blockierte Bewegungsrichtung gearbeitet. Die Muskulatur und der Kapsel-Band-Apparat werden dabei gedehnt und gelockert. Im Rahmen einer Manipulation werden kleine, ruckartige Bewegungen ausgeführt, die das Gelenk über die Bewegungsgrenzen hinaus dehnen. Umgangssprachlich werden solche Handgrifftechniken als „einrenken“ bezeichnet – obwohl die Schmerzen normalerweise nicht durch ein „ausgerenktes“ Gelenk ausgelöst werden.
Weder Osteopathie noch Chiropraktik kommen ohne physiotherapeutische Maßnahmen aus. Im umgekehrten Fall ist der Physiotherapeut jedoch nicht zwingend auf Methoden der Osteopathie bzw. Chiropraktik angewiesen.
Die Unterschiede anhand eines Beispiels erklärt
Bei einem Pferd werden Empfindlichkeiten im Nackenbereich festgestellt, Stellung und Biegung sind erschwert.
Der Physiotherapeut testet und beurteilt das Ausmaß der Bewegungseinschränkung und beurteilt die Schmerzhaftigkeit. Er testet das Gelenkspiel der betroffenen Knochen und der umliegenden Strukturen in ihrer Funktion. Der manuelle Pferdetherapeut arbeitet mit langsamen Mobilisationen des eingeschränkten Gelenks, sorgt für Stabilisation eventueller überbeweglicher Strukturen und verordnet Kräftigungsübungen.
Der Pferdeosteopath stellt einen Zusammenhang zwischen Bewegungseinschränkungen des Kopfes mit einer Mobilitätseinschränkung der inneren Organe und Faszien her. Er untersucht die Eigenbewegung der Organe, beurteilt den Beckenstand und integriert in seine Überlegungen ebenso den Einfluss von Faszienspannungen. Der Osteopath mobilisiert die inneren Organe und deren Aufhängung (viszerale Osteopathie) und das stützende Bewegungs- und Skelettsystem (parietale Osteopathie) je nach Befund mittels Impulstechniken, faszialen Techniken oder craniosakralen Methoden (craniosakrale Osteopathie). Craniosakral praktizierende Therapeuten erspüren, unterstützen und harmonisieren die rhythmischen Bewegungen der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit, die sich vom Schädel (Cranium) bis zum Kreuzbein (Sakrum) bewegt und das Nervensystem nährt, bewegt und schützt. Im Zuge dessen lösen sich Verspannungen, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Osteopathen beziehen in ihre ganzheitliche Behandlung nicht nur die körperliche, sondern auch die emotionale und psychische Ebene mit ein.
Der Chiropraktiker untersucht den Bewegungsapparat von oben und unten auf Blockaden, insbesondere im Bereich Becken, Brust- und Halswirbelsäule. Wenn keine ernsthafte Erkrankungen gegen eine Manipulation sprechen, löst er Blockaden durch möglichst sanfte, schnelle Impulse.
Beim Einrenken knackt es
Chiropraktiker arbeiten in der Regel mit schnellen Impulstechniken, auch bekannt als das umgangssprachliche „Einrenken“, welche häufig ein Knacken verursachen. Das Geräusch entsteht wenn zwei durch Unterdruck „verbackene“ Gelenkflächen von einander gelöst werden. Vergleichbar mit zwei Glasplatten, die aneinander haften und gelöst werden.
Schnelle Impulstechniken bezeichnet man umgangssprachlich aus als Einrenken. Dabei wird der Wirbel durch Zug oder Druck in seiner Stellung verändert, sodass sich die Spannungen an dieser Stelle wieder normalisieren. Die Muskulatur entspannt, das Gelenk wird beweglicher und die Band-Kapselspannung lässt nach. Durchblutung und Lymphfluss normalisieren sich.
Doch woher kommt das Knacken? Gelenke bestehen aus mehreren Bauteilen: Knochen als Gelenkpartner, die Gelenkkapsel, Bänder und Muskulatur. Im Inneren des Gelenks befindet sich die Gelenkflüssigkeit (Synovia) im luftleeren Raum. Bänder, Muskeln und weitere Strukturen halten das Gelenk zusammen, so auch der äußere Druck. Verschiebt sich ein Gelenkpartner/Knochen (z.B. durch Trauma, Verspannung, Schonhaltung), ändern sich die Druckverhältnisse im Gelenk und ebenso die Spannungsverhältnisse der zugehörigen Bänder und Muskeln. Die Gelenkbeweglichkeit lässt nach. Durch Manipulation kommt Druck auf das Gelenk, sprich die Gelenkflüssigkeit wird komprimiert oder muss sich ausdehnen, deren Energie in Form eines Knackens frei gesetzt wird.
Das zeichnet einen guten Pferdetherapeuten aus
1. Aufmerksamkeit vom ersten Kontakt an.
Ein seriöser Therapeut nimmt deine Anfrage freundlich entgegen und signalisiert echtes Interesse an der Gesundheit deines Pferdes. Er fragt nach den Beschwerden deines Pferdes um sicherzustellen, dass du beim richtigen Ansprechpartner gelandet bist.
2. Über den grundlegenden Behandlungsablauf informieren.
Du wirst im Vorfeld über die Krankengeschichte deines Pferdes befragt. Gegebenenfalls werden Befunde und Analysen von Fachkollegen geprüft. Darauf richtet der Therapeut seine Behandlung aus. Je umfangreicher die Anamnese (Bestandsaufnahme über den Gesundheitszustand), desto gezielter und individueller kann die Therapie erfolgen. Lieber mehr Information preisgeben als zu wenig!
3. Inspektion, Ganganalyse und Palpation
Bevor der Therapeut los legt verschafft er sich einen ersten Eindruck über den körperlichen Zustand deines Pferdes. Er schaut es sich im Stand an und beurteilt sein Exterieur. Zudem schaut er sich an wie sich das Pferd in den Gangarten Schritt und Trab bewegt, ggf. auch im Galopp. In der Regel lässt man sich das Pferd auf hartem, ebenen Boden vorführen. Manchmal kann es sinnvoll sein, das Pferd auch an der Longe oder bei regelmäßig wiederkehrenden Problemen, auch unter dem Reiter, vorführen zu lassen. Anschließend wird dein Pferd am Körper abgetastet um Problemstellen genauer zu lokalisieren. Dabei achtet man z.B. auf Temperaturunterschiede (Ist eine Stelle wärmer?), Schwellungen (z.B. Beurteilung der Konsistenz von Knötchen in der Sattellage), Beschaffenheit des Fells (Wächst das Fell an einer bestimmten Stelle mehr/weniger/ist es aufgerichtet?), immer auch im Seitenvergleich.
4. Über die therapeutischen Maßnahmen, eingesetzte Methoden und Risiken informieren.
Nach der Anamnese berichtet dir der Therapeut was er herausgefunden hat und wie die weitere Behandlung erfolgt. Du wirst darüber aufgeklärt, dass möglicherweise eine Erstverschlimmerung auftreten kann oder dein Pferd Muskelkater bekommt.
5. Sanfte Vorgehensweise und kein Hau-Ruck-Verfahren.
In der Regel wird dein Therapeut mit sanften Methoden (z.B. Mobilisation) arbeiten. Hartnäckige Fälle erfordern auch den Einsatz manipulativer Techniken. Denn was sich über einen längeren Zeitraum aufgebaut hat, kann oft in einer Behandlung nicht „mal eben“ gelöst werden.
6. Ein Experte beobachtet dein Pferd ganz genau.
Er achtet auf die Reaktionen deines Pferdes und vermittelt ein gutes Gefühl an das Tier. Er nimmt sich Zeit und verbreitet keine Hektik. Es ist völlig normal, dass ein Pferd mal nicht still steht oder seinen Unmut während einer Behandlung deutlich macht. Damit signalisiert dein Pferd Schmerzen oder Unbehaglichkeiten. Ein seriöser Therapeut geht darauf ein und passt seine Handgrifftechniken entsprechend an.
7. Nach der Behandlung ist vor der Behandlung.
Pferde sind wahre Kompensationskünstler. Probleme und Blockaden erscheinen häufig nicht über Nacht, sondern bauen sich vielmehr über längerfristige Schonhaltungen auf. Genau so lange dauert es auch, Probleme nachhaltig in den Griff zu bekommen. Um den Behandlungseffekt zu verstärken, bekommst du Hausaufgaben, also Übung-, Trainings- und Handlungsempfehlungen, die du nach der Behandlung selbständig ausführen musst. Der Therapeut zeigt dir die Ausführung dieser Übungen. Idealerweise bekommst du anschließend einen Behandlungsbericht, der noch einmal eine Übersicht gibt und die Probleme deines Pferdes mit Lösungsvorschlägen aufzeigt.
8. Häufig reicht eine Behandlung nicht aus.
Der Therapeut wird dich darüber aufklären, dass ggf. eine oder mehrere Nachbehandlungen notwendig sind. Er wird über den Therapieverlauf hinaus mit dir im Dialog bleiben, sodass ihr euch über den weiteren Verlauf der Genesung austauschen könnt. Du informierst ihn über bestehende Beschwerden und über Verbesserungen. Auf diese Weise kann sich der Therapeut selbst reflektieren, seine Methoden überdenken und ggf. modifizieren. Pferde können eben nicht nach Schema F behandelt werden. Was bei dem einen anschlägt, führt beim anderen vielleicht nicht ans Ziel.
9. Ein guter Therapeut hat eine fundierte Ausbildung genossen.
Ein seriös arbeitender Therapeut hat seine Ausbildung zum Physiotherapeuten, Osteopathen oder Chiropraktiker an einer renommierten Schule absolviert. Selbstverständlich heißt das nicht, dass Absolventen anderer Institutionen grundsätzlich schlechte Therapeuten sind.
10. Hand in Hand mit Fachkollegen.
Je besser der Therapeut ausgebildet ist, desto umfangreicher ist sein Behandlungsrepertoire und umso hilfreicher kann er im Einzelfall behandeln. Aber es ist keine Schande, kein Universalgenie zu sein. Man muss nicht alles können und wissen, dafür gibt es wie der Name sagt Fachspezialisten. Ein seriös arbeitender Therapeut arbeitet mit Fachkollegen (z.B. Tierarzt, Hufschmied, Ausbilder) zusammen und leitet dich im speziellen Fall an einen Fachkollegen weiter. Nur wer in den Dialog tritt kann ein maßgeschneidertes Behandlungskonzept anbieten – wissenschaftlich fundiert, gefühlvoll und individuell. Hand in Hand mit Tierärzten und Fachkollegen.
Ein Beispiel: Kanten an den Zähnen können die Kaubewegung bei der Futteraufnahme beeinträchtigen. Eine Kiefergelenkblockade beeinflusst die Kaumuskulatur, welche über kurz oder lang zu Nackenverspannungen führt, die wiederum in den Rücken ausstrahlen können. Die alleine Zahnbehandlung wird ebenso wenig nachhaltig zum Erfolg führen wie die alleine Behandlung durch einen Osteopathen.
11. Stillstand ist Rückschritt.
Um stets auf dem aktuellen wissenschaftlichen Stand zu sein und die eigenen Fertigkeiten zu vertiefen, besucht ein seriös arbeitender Therapeut regelmäßig Fortbildungen, reflektiert seine Arbeit und entwickelt sich fachlich weiter.
Osteopathie und Chiropraktik in der Kritik
In Deutschland gibt es derzeit keine einheitliche Ausbildung zum Physiotherapeuten oder Osteopathen für Pferde. Die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt. Die Rolle des alternativen Pferdetherapeuten ist dabei umstritten, da sich aufgrund fehlender gesetzlicher Vorgaben nahezu jeder Physiotherapapeut, Osteopath oder Chiropraktiker für Pferde nennen kann, ohne eine medizinische Qualifikation vorweisen zu müssen. Im Gegensatz dazu bietet die Akademie für Veterinäre Chiropraktik (IAVC) Kurse für Tierärzte und Humanchiropraktoren mit Universitätsabschluss an. Manipulative Impulstechniken erfordern besonderes Fingerspitzengefühl und unbedingt anatomische Kenntnisse des Pferdetherapeuten. Damit nicht mehrere Gelenke gleichzeitig beeinflusst werden, müssen die Hebeltechniken kurz und schnell erfolgen. Allein mit Einrenken ist es nicht getan. Bei länger anhaltenden Blockaden muss von einer fehlerhaften Muskelspannung bzw. Abwehrspannung ausgegangen werden. Für einen nachhaltigen Behandlungserfolg muss immer die zugehörige Muskulatur entspannt oder gekräftigt werden, da es sonst häufig zu Rückfällen kommt. Das verbessert die Körperhaltung und fördert die Durchblutung.
Der mündige Pferdebesitzer sollte Mut zur Eigenverantwortung haben und sich im Vorfeld über den ausgewählten Pferdetherapeuten informieren. Mache dir ein Bild über die Qualifikationen und Fähigkeiten des Pferdetherapeuten und achte darauf, dass der Pferdetherapeut seine Ausbildung an einer anerkannten Schule absolviert hat. Natürlich ist nicht jeder, der seine Ausbildung an einer renommierten Schule absolviert hat, automatisch gut. Gleiches gilt natürlich im Umkehrschluss: Der Abschluss an einer bislang unbekannten Ausbildungsstätte muss die Fähigkeiten des Pferdetherapeuten nicht zwangsläufig degradieren. Deshalb: Beobachte den Therapeuten ganz genau, stelle Fragen wo sich dir Unsicherheit oder Neugier auftut. Lasse dir Handgriffe und Therapieansätze erklären. Der seriöse Pferdetherapeut wird dich darüber hinaus über mögliche Risiken aufklären und dir verschiedentliche Behandlungsmöglichkeiten aufzeigen.
Du kennst dein Pferd am besten!
Achte während der Behandlung auf die Mimik und Gestik deines Pferdes. Seriöse Pferdetherapeuten halten ihre Kosten transparent. Sie wettern nicht gegen Kollegen, kommen in Erklärungsnot oder verweigern die Kooperation mit Fachkollegen. Wirst du unseren kleinen Ratgeber berücksichtigen und mit deinem Bauchgefühl sinnvoll kombinieren, dann wirst du mit großer Wahrscheinlichkeit einen professionellen und einfühlsamen Pferdetherapeuten für deinen Liebling finden, der dir ein offenes Ohr schenkt und auch nicht davor zurückscheut, im Zweifelsfall erfahrene Fachkollegen mit ins Boot zu holen.
Der akribische Pferdetherapeut wird seine Methoden kritisch hinterfragen und stets Hintergrundinformationen wissen. Er versteht anatomische und physiologische Zusammenhänge und wird dir diese bei Bedarf erklären. Probleme lassen sich nicht wegrenken, d.h. Fachleute müssen nach der Wahrheit suchen wollen. Die zwingende Voraussetzung dafür ist, dass sie wissen wie ein Pferd funktioniert und bereit dazu sind, offenen Diskussionen nicht aus dem Weg zu gehen.