Die Lösungsphase soll das Pferd körperlich und psychisch auf die sportliche Belastung vorbereiten. Genau genommen stellt sich das Organsystem auf die höhere Beanspruchung ein, die Steuerungs- und Kontrollprozesse der Nervenzellen werden vorbereitet und das Pferd kann sich emotional auf die bevorstehende Anstrengung und Leistung einstellen. Nur so ist Leistungssteigerung überhaupt möglich und das Verletzungsrisiko wird minimiert.
Das passiert beim Aufwärmen:
- Herzfrequenz und Blutdruck steigen an
- Das Herzminutenvolumen, also das Blutvolumen, welches das Herz pro Minute in den Kreislauf pumpt, steigt an. Die Atmung wird tiefer.
- Das Atemminutenvolumen, also das Volumen an Atemluft, welches pro Minute ein- bzw. ausgeatmet wird, steigt an.
- Körpertemperatur steigt an
→Das Pferd läuft auf „Betriebstemperatur“, d.h. Muskulatur und Bindegewebe haben ihre optimalen Arbeitsbedingungen erreicht. - Der Stoffwechsel wird angeregt.
→Der Körper schüttet entsprechende Hormone und Botenstoffe aus. - Aufmerksamkeit und Motivation steigen
Für die Aufwärmphase solltest du mindestens 15, besser 20 Minuten einplanen. Kreislauf und Atmung müssen sich vom Ruhemodus auf Arbeit umstellen. Die lockernde, lösende Bewegung sorgt auch für ausreichend Synovialflüssigkeit (“Schmiere”) im Gelenk. Kann der Knorpel nicht gleiten, erhöht sich die Reibung und Verschleißerscheinungen (z.B. Arthrose) werden begünstigt. Die Lösungsphase soll das Pferd für die bevorstehende Arbeit vorbereiten und nicht ermüden. Zu hohe Belastung bereits während des Lösens verbraucht unnötig Kräfte, welche dann für die eigentliche Aufgabe nicht mehr zur Verfügung stehen (z.B. viele Sprünge auf dem Abreiteplatz).
Das richtige Cool Down
Dem Abwärmen solltest du die gleiche Wichtigkeit wie der Lösungsphase beimessen. Einfach nur austraben und Schritt gehen, reicht oftmals nicht aus. Die Stoffwechselvorgänge warten auf Unterstützung (z.B. muss das zirkulierende Blut neu verteilt werden). Bleibt die Durchblutung nach Belastungsende weiterhin hoch und wird nicht auf ein moderates, angepasstes Maß zurückgefahren, werden Muskelverspannungen begünstigt. Das gezielte Abwärmen leitet die Regeneration, also die Wiederherstellung der Leistungsreserven, ein und initiiert damit die Vorbereitung für die nächste Belastungsphase.
Nach dem Ritt ist vor dem Ritt! In der Abwärmphase sollte der Stoffwechsel aerob arbeiten, sodass Stoffwechselrückstände (z.B. Laktat) zügig abtransportiert werden. Für das Cool Down solltest du mindestens so viel Zeit wie für das Aufwärmen investieren. Zur Abwärmphase gehört auch die „Nachsorge“, sprich die Kontrolle auf etwaige Verletzungen oder Überbeanspruchung. Damit wird der Grundstein zur Regeneration gelegt, bspw. durch Abkühlung, Ausgleich des Wasserhaushalts oder Auffüllen der Energiereserven durch geeignete Fütterung.
Nun beginnt die eigentliche Regeneration und körperliche Trainingsanpassung, welche die Grundlage für den Erfolg der nächsten Trainingseinheit bildet. Ungenügendes Cool down verzögert die Regenerationsphase und schränkt die körperliche Anpassungsbreite ein. Nach ungewohntem Bewegungstraining sollte Muskelkater mit einkalkuliert werden. Hier sind physiotherapeutische Maßnahmen sinnvoll!