Auf den Zahn gefühlt

(erschienen in der Feine Hilfen, Februar/März 2019, Seite 84-91)

Wie bei uns Menschen sind auch beim Pferd Zahnschmerzen und Zahnfehlstellungen ein nicht zu unterschätzendes Problem: Sie führen zu Kopfschmerzen und Verspannungen, die den ganzen Körper betreffen können. Kompensationshaltungen und Schmerzen verursachen so beim Pferd nicht selten ein gebundenes Gangbild.

Damit Sie auch morgen kraftvoll zubeißen können…“ Kennen Sie diesen Werbeslogan noch? Prophylaxe durch Zähne putzen und regelmäßige Zahnarztbesuche gilt bei uns Menschen in der Zwischenzeit als selbstverständlich. Immerhin sorgen Zahnschmerzen für große Probleme: Das Essen fällt schwer, wir sind verspannt und fühlen uns nicht wohl. Bei Schmerzen nehmen wir, wie auch das Pferd, Kompensationshaltungen ein. Spannungen in der Gesicht-Kopfregion ziehen sich hin bis Nackenschmerzen, die über die Schulter bis in den Rücken strahlen können. Beim Pferd werden die Dimensionen noch deutlicher: Der große Nacken ist über Muskeln und Sehnen mit der Vordergliedmaße verbunden. Verspannungen in diesem Bereich führen nicht selten zu einer Veränderung des Gangbildes und der Fähigkeit sich loszulassen.

Biomechanik & Kauvorgang
Die Schädelknochen sind untereinander bewegliche Platten bzw. Knochen mit Durchtrittsstellen für Nerven und Blutgefäße. Das Kiefergelenk wird gebildet aus Unterkiefer und der Gelenkpfanne des Schläfenbeins. Es stellt die knöcherne Verbindung zum Schädel dar und ist mit den Kopfgelenken verbunden. Eine Gelenkscheibe folgt der Bewegung als Puffer und gleicht Inkongruenzen der Gelenkpartner aus. Das Zungenbein liegt eingebettet am Unterkiefer und ist über Muskeln und Bänder am Schläfenbein befestigt.
Kiefergelenk und Zungenbein stellen das vordere Ende der Wirbelsäule dar. Das Kiefergelenk ist über Muskeln, Faszien und Nerven mit dem Bewegungs- und Verdauungsapparat verbunden. Ein losgelassenes Pferd bewegt sich mit locker nach vorwärts schwingender Vorhand bei entspannter Zungen- und lockerer Kau- und Halsmuskulatur. Die leichten Kaubewegungen führen zur Speichelbildung. Nur ein frei bewegliches Kiefergelenk ermöglicht ein losgelassenes Pferd. Zu eng verschnallte Reithalfter behindern diesen Vorgang. Zungenfehler, Spannungstritte, ein abgesunkenes Brustbein und damit eine abgesunkene Wirbelsäule führen unweigerlich zu Verspannungen der betroffenen Muskelgruppen und können weitergehend Läsionen der Hinterhand hervorrufen. Natürlicherweise verbringen Pferden den Großteil des Tages mit Fressen bei gesenkter Kopf-Halshaltung. Dabei ist die Nackenmuskulatur entspannt und der Ganaschenwinkel geöffnet – eine wichtige Voraussetzung für uneingeschränkte Kaubewegungen. Hoch angebrachte Futtertröge und Slow Feeder können Verspannungen der Nacken- und Rückenmuskulatur verursachen, da sie die Kopf- und Kiefergelenke in unphysiologische Kaupositionen zwingen. Bei der Futteraufnahme aus wackelnden Futterlösungen halten die Pferde häufig Kopf und Hals schief. Das kann dauerhaft zu Läsionen an Kiefergelenk und Genick und ungleichem Zahnabrieb führen. Besser ist es, wenn Pferde zwischen verschiedenen Slow Feedern wählen und so zwischen unterschiedlichen Fresspositionen variieren können. Idealerweise erfolgt die Futteraufnahme bodennah und aus einem unbewegten Rauhfutterspender. Die Biomechanik von Kiefer- und Kopfgelenken wird durch die Art und Weise der Fütterung beeinflusst. Zur Verkleinerung des Rauhfutters wird der Unterkiefer mit großen Kauschlägen nach seitwärts bewegt und die Backenzähne zermahlen die Nahrung. Nur ein gut zermahlener und eingespeichelter Futterbrei lässt eine optimale Nährstoffresorption zu. Läsionen am Kiefergelenk beeinträchtigen die Verdauung und können zu Problemen im Magen-Darmsystem führen.

Pferde müssen auch regelmäßig zum Zahnarzt
Das Aufeinandertreffen der Kauflächen beider Zahnreihen wird als Okklusion bezeichnet. Im Ruhezustand liegen die Zahnreihen von Ober- und Unterkiefer übereinander gedrückt mit größtmöglichem Kontakt der Kauflächen (zentrale Okklusion). Beim Kauen wird der Unterkiefer aus der mittigen Lage heraus in eine Seitwärtsgleitbewegung abwechselnd rechts und links mit Rotationsbewegung verschoben. Das volle Bewegungsausmaß des Kauvorgangs führt zum gleichmäßigen Abrieb der Backenzahnkauflächen. Bei ungleichmäßigem Abrieb entstehen Zahnfehlstellungen oder Haken (scharfe Kanten an den Backenzähnen). Die Zähne stehen nicht genau übereinander, da Ober- und Unterkiefer nicht gleich breit sind (Anisognathie). Kanten und Spitzen entstehen insbesondere an Stellen, wo sich die Kauflächen von Ober- und Unterkiefer nicht berühren (z.B. fehlender Gegenzahn). Bewegungseinschränkungen des Kiefergelenks führen zu Problemen in der Anlehnung und Geraderichtung des Pferdes, aber auch zu Zahnproblemen, Wirbelsäulenblockaden, Bewegungseinschränkungen der Vorhand sowie Beckenschiefstand und umgekehrt. Verwirft sich ein Pferd im Genick sind zumeist die Kiefer- und Kopfgelenke ursächlich betroffen. Ein Beckenschiefstand kann umgekehrt auch durch einen unpassenden Sattel oder schief sitzenden Reiter hervorgerufen werden. Das Pferd weicht dem ungleichen Druck auf die Lade durch Verschieben des Unterkiefers aus. Das ganze Pferd wird schief. Auch eine unsanfte Reiterhand, nicht korrekt eingesetzte Hilfszügel oder der falsche Knick können Bewegungseinschränkungen des Kiefergelenks begünstigen. Unsymmetrische Kaubewegungen führen zu Zahnstellungsanomalien. Haken und Spitzen bilden sich aus. Hier setzt die Natural Balance Horse Dentistry an. Spezialisierte Pferdedentisten berücksichtigen den Zusammenhang zwischen uneingeschränkter Beweglichkeit des Gesamtkörpers und der Zahngesundheit. Die Winkelung der Zähne beeinflusst die Kaubewegungen. Die Bewegungsmöglichkeit des Kiefers nach vorne/hinten, oben/unten, rechts/ links verhält sich äquivalent zum Bewegungsausmaß des restlichen Körpers. Während sich die konventionelle Zahnbehandlung über Jahre hinweg beinahe ausschließlich den Backenzähnen widmete, weiß man heute, dass der Ausrichtung der Schneidezähne eine weitaus größere Bedeutung zukommt. Sind die Schneidezähne nicht ausbalanciert, ist die Kieferbeweglichkeit herabgesetzt mit Folgen für den gesamten Bewegungsapparat.

URSACHEN FÜR LÄSIONEN AM KIEFERGELENK:
• zu eng verschnallte Zäumung
• starke Handeinwirkung, ungleiche Zügelführung
• falscher Einsatz von Hilfszügeln
• unpassender Sattel (z.B. Sattelbaum passt nicht zum Pferderücken, enges Kopfeisen)
• ungleiche Anlehnung
• Halseinstellung in falschem Knick
• Reiter knickt in der Hüfte ein
• Traumata
• ins Halfter hängen

Fütterungsfehler:
• Slowfeeder zu hoch angebracht
• wenig Rauhfutter
• Haken, Gebissfehlstellungen

Zahnprobleme beeinflussen Verdauung
Der Verdauungsapparat eines Pferdes ist auf die Aufnahme von Rauhfutter ausgelegt. Heu und Stroh wird lange und langsam, mit weiten und gleichmäßigen Kauschlägen zermalmt. Kauen regt die Speichelproduktion an. Das Futter wird durchtränkt und für die weitere Verdauung vorbereitet. Je rohfaserreicher das Futter, desto mehr Kauschläge benötigt das Pferd zur Zerkleinerung und desto mehr Speichel wird produziert und mit dem Futter abgeschluckt. Der alkalische Speichel puffert die sauren Magensäfte ab. Getreidekörner oder Müslikonzentrat hingegen werden mit kleinen Kaubewegungen in der Mitte der Kauflächen gehalten, sodass sie nicht von den Zähnen fallen. Anders als beim Mahlen von Heu und Stroh, werden Ober- und Unterkiefer hier nicht genügend gegeneinander verschoben. Mit steigender Kraftfuttergabe sinkt die Zahl der Kauschläge und die Mahlbewegung der Backenzähne nimmt ab. An den Backenzähnen entstehen Haken, die Läsionen an Zunge und Backenschleimhaut verursachen können. Durch eingeschränkte Kautätigkeit ist die Verdauung bereits an erster Instanz erschwert. Das frühzeitige Abschlucken
des Futters kann den Darm überladen und Verstopfungen herbeiführen. Die unzureichende Futterverwertung führt zu Verschiebungen der Darmflora. Das schränkt die Nährstoffresorption ein, mit eine ganzen Reihe an Folgeerscheinungen (z.B. Fellprobleme). Zudem stellen Verletzungen und Entzündungen der Maulschleimhaut Eintrittspforten für krank machende (pathogene) Keime dar. Beobachten Sie Ihr Pferd, um Zahnprobleme frühzeitig zu erkennen. Pferde sind wahre Kompensationskünstler. Viele Pferde fressen selbst bei schmerzhaften Prozessen im Maul zumeist noch lange scheinbar normal. Offensichtlicher wird es, wenn im Trog Futterreste oder Heuwickel übrig bleiben, die Pferde deutlich an Gewicht verlieren oder gar Schlundverstopfungen und Koliken auftreten. Wenn Pferde ungern hartes Futter (z.B. Möhren) fressen, können Probleme der Schneidezähne vorliegen. Aber auch entzündetes Zahnfleisch, Mundgeruch, Nasenausfluss oder schwer heilende Wunden und Schwellungen im Gesicht deuten auf Entzündungen im Maul hin. Betroffene Pferde sind aufgrund von Zahnschmerzen z.T. unwillig unter dem Reiter. Sie gehen gegen das Gebiss, lassen sich schlecht stellen oder verwerfen sich im Genick. Ein Fallbeispiel: Eine Kundin berichtete, dass ihr sonst sehr gutmütiges 16-jähriges Pferd, beim Schließen des Nasenriemens plötzlich gestiegen und rückwärts gerannt sei. Bei einer nachfolgenden Zahnbehandlung durch den Tierarzt stellte sich EOTRH (Equine Odontoclastic Teeth Resorption Hypercementosis) als Zufallsbefund heraus. Die EOTRH ist eine chronisch verlaufende Auflösung der Zahnwurzeln, die zu einer Entzündung des Zahnhalteapparates sowie des Zahnfleisches führt. Der Körper versucht der Auflösung der Zähne entgegenzuwirken indem er die Lücken um die Wurzeln herum mit Ersatzbaustoffen auffüllt. Dabei entstehen blumenkohlartige Gewebewucherungen und massive Umbaumaßnahmen am Kieferknochen. Bereits entstandene degenerative Schäden sind irreversibel und betroffene Zähne müssen in der Regel entfernt werden. Das Pferd hatte beim Trensen heftige Schmerzen und reagierte aufgrund dessen wie viele Pferde mit Zahnproblemen: Sie sind häufig kopfscheu. Auffälligerweise tritt die EOTRH häufig bei älteren, stoffwechselbelasteten und immunsupprimierten Pferden auf. Es lässt sich bislang auch
nicht ausschließen, dass eine marginale Nährstoffversorgung an der Krankheitsentstehung beteiligt ist. Bleibt die EOTRH unbehandelt, nimmt die Schmerzhaftigkeit im Pferdemaul zu und die Pferde beginnen aufgrund verminderter Futteraufnahme abzumagern.

Pferdezähne wachsen ein Leben lang
Die Schneide- und Backenzähne schieben sich bis zu einem Alter von etwa 15 Jahren aus den Zahnfächern heraus, wodurch der Anschein entsteht, die Zähne würden nachwachsen. Tatsächlich sind die bleibenden Zähne von Beginn an in ihrer vollen Länge angelegt und werden jährlich 2-3 mm nachgeschoben. Erst mit etwa 5 Jahren ist das Pferdegebiss vollständig entwickelt. Junge Pferde können ihr eigenes Körpergewicht unter dem Reiter häufig noch nicht ausbalancieren. Erst wenn das bleibende Gebiss vollständig entwickelt ist haben die Zahnflächen den meistmöglichen Kontakt zueinander und können Stabilität im Kiefergelenk und im gesamten Bewegungsapparat leisten. Die Krone ist der obere Teil eines Zahnes, den man sieht, wenn man einem Pferd ins Maul schaut. Der „Hauptteil“ eines Zahnes liegt jedoch im Zahnfach im Kiefer und Zahnfleisch verborgen. Mit zunehmendem Alter nimmt die Krone ab. Bei alten Pferden ab ca. 25 Jahren ist die Zahnsubstanz beinahe aufgebraucht. Die kontinuierliche Futteraufnahme führt zu starkem Zahnabrieb. Viele Gräser und Pflanzen enthalten Kieselsäure und andere pflanzliche Mineralpartikel, welche den Zahnabrieb begünstigen. Zuwachs und Abrieb halten sich so die Waage.

Fütterung und Zahngesundheit
Die Ernährung spielt eine zentrale Rolle im Krankheitsgeschehen der meisten Zahnerkrankungen und die Therapie muss langfristig angepasst werden. Dass Mischfuttermittel wie aromatisiertes und mit Zuckern versehenes Müsli nicht nur die Zahngesundheit gefährden, sondern den gesamten Stoffwechsel beeinträchtigen ist längst bekannt. Gegen gelegentliches „Naschen“ ist nichts einzuwenden, jedoch sollten wir der Tatsache ins Auge sehen, dass das Pferd nicht als Konzentratfresser konzipiert wurde. Der Verdauungstrakt ist auf die Energiebereitstellung aus Rauhfutter angepasst. Bei Sport- und Hochleistungspferden (z.B. Zucht) entsteht ein Mehrbedarf an Energie und Nährstoffen. Dieser kann durch Futterkonzentrate (Kraftfutter) ergänzt werden, jedoch niemals den täglichen Rauhfutterbedarf ersetzen. Hier sollten Sie den Trend durchbrechen und zurück auf eine naturbelassene, nährstoffreiche bzw. dem tatsächlichen Bedarf angepasste Fütterung umsteigen. Zahnprobleme können mit Nährstoffimbalancen einhergehen. Diese werden über die Entgiftungsorgane Leber und Nieren z.B. in Form von Haut-, Haar- und Hornproblemen deutlich. Die gezielte Supplementierung gleicht Nährstoffimbalancen recht zügig aus. Anders verhält sich dieser Vorgang im Bereich Knochen, Zähne und Bindegewebe. Das Auffüllen der Speicher dauert hier wesentlich länger. Die Mineralisierung der Zähne erfolgt über ein bindegewebiges Geflecht mit Blut- und Lymphgefäßen sowie Nervenfasern. Für den Knochenaufbau sind neben Calcium und Magnesium auch die Spurenelemente Zink, Kupfer, Mangan und Vitamin D von zentraler Bedeutung. Der Grundstein für die Entwicklung gesunder Knochen (und auch Zähne) wird in jungen Jahren gelegt. Das bedeutet eine hochwertige Mineralisierung als wichtige Prophylaxemaßnahme. Falsche Fütterung (z.B. zu hohe Kraftfuttergaben) führen ebenso wie Dauerstress (z.B. Schmerz) dazu, dass sich die natürliche Darmflora ins saure Milieu verschiebt. Diese Übersäuerung (Azidose) sorgt dafür, dass gutartige, physiologisch vorkommende Darmbakterien und Immunzellen absterben. Der Organismus kann seine Aufgaben nicht wie vorgesehen erfüllen. Das wird durch Leistungsabfall und ein zunehmend geschwächtes Immunsystem mit unspezifischer Symptomatik deutlich.

EINIGE FÜR DIE ZAHNGESUNDHEIT WICHTIGE NÄHRSTOFFE:

  • Calcium: ist der Grundstein für widerstandsfähige Knochen und Zähne.
  • Fluor: wirkt remineralisierend und härtend. Es lagert herausgelöste Mineralien schneller wieder ein und macht den Zahnschmelz resistenter gegen Bakterien.
  • Magnesium: sorgt für die Anreicherung von Fluor im Zahninneren und verstärkt die Wirkung von Fluor. Der Großteil des Magnesiums wird in Knochen und Zähnen gespeichert. Erhöht die Knochendichte.
  • Folsäure: ist für die Bildung von Blutplättchen sowie die DNA-Synthese unerlässlich. Diese Funktionen sind für den Wundverschluss und die Zellneubildung an Schleimhäuten im Maul und Darmsystem essentiell.
  • Vitamin A: wird auch als Hautschutz-Vitamin bezeichnet. Zudem wirkt es Schleimhaut protektiv.
  • Vitamin D: unterstützt den Einbau von Calcium in Knochen und Zähne.
  • Zink, Kupfer, Mangan: fungieren als Cofaktoren und binden an verschiedene antioxidative Enzyme. Antioxidantien (z.B. auch Vitamin E) stärken das Immunsystem und fördern die Entgiftungsprozesse in der Leber. Freie Radikale treten bei Stress wie z.B. entzündlichen Prozessen im Maul auf.
  • Molybdän: ist Bestandteil der Knochen und Zähne und hat einen hemmenden Einfluss auf das Bakterienwachstum. Es fördert die Fluorresorption im Darm sowie dessen Einbau in den Zahnschmelz.

Die Notwendigkeit einer gesunden Darmflora
Der Magen-Darm-Trakt des Pferdes ist ein träges System und reagiert auf Unregelmäßigkeiten des Stoffwechsels sehr empfindlich. Nur eine gesunde Darmflora kann das aufgenommene Futter optimal verwerten. Maulschleimhaut und Zähne werden über das Abwehrsystem vom Darm beeinflusst. Die Darmschleimhaut produziert Antikörper, welche die Schleimhäute auch im Maulbereich überzieht. Bei Darmdysbiosen ist die Antikörperproduktion und weitergehend die gesamte Immunabwehr eingeschränkt. Bei zu Zahnproblemen neigenden Pferden sollten die gesamten Lebensumstände umgekrempelt werden. Auf industriell verarbeitete, unnötig zuckerhaltige Futtermittel sollte man verzichten. Die Fütterung von einwandfreiem Heu in ausreichender Menge sollte selbstverständlich sein. Die übrige Futterration wird dem tatsächlichen Energie- und Nährstoffbedarf angepasst. Das richtige Verhältnis zwischen Rau- und Kraftfutter wirkt der Verschiebung des pH-Wertes im Darm in den sauren Bereich entgegen. Gleichzeitig unterstützt es die Eigensynthese körpereigener (Nähr)Stoffe und trägt dazu bei, dass die zugeführten Vitalstoffe vom Organismus optimal verwertet werden können.

Die Zähne älterer Pferde
Bei älteren Pferden mit kataboler Stoffwechsellage steigt der Nährstoffbedarf und ebenso der Bedarf an hoch verdaulicher Faser. Zur Erhaltung der Muskelmasse sollte die richtige Aminosäurenzusammensetzung (v.a. Lysin und Threonin) Berücksichtigung finden (Graham-Thiers& Kronfeld 2005). Lysin begünstigt die Calciumaufnahme im Knochen und reduziert Calciumverluste über die Nieren. Darüber hinaus können Mischungen mit Bitterkräutern die Produktion der Verdauungssäfte anregen und die erwünschte Darmflora stabilisieren. Pektine (z.B. aus der Hagebutte) tragen zur Regeneration der geschädigten Darmschleimhaut bei. Zudem kann Bierhefe zur Regeneration einer gestörten Darmflora beitragen und gleichzeitig die Versorgung mit essentiellen Aminosäuren, Vitaminen, Spurenelementen und weiteren Nährstoffen optimieren. Alternativ können Lebendhefen zur Verdauungsförderung und Abwehrstärkung eingesetzt werden. Senioren haben häufig einen eingeschränkten Nierenstoffwechsel und Defizite im Wasserhaushalt. Zur Unterstützung eignet sich eine als Kur angewandte Nierenfunktionsdiät oder spezielle Kräuter zur Anregung der Nierendurchspülung (z.B. Goldrute, Birke, Brennessel). Diese kann im Form von Kombinatinspräparaten mit Heilkräutern und Mikronährstoffen als auch als Einzelkräuter oder Kräutermischungen erfolgen. Letztere sollte mit eigenständigen Mineralstoffpräparaten ergänzt werden. Dabei muss ausreichend Wasser zur freien Aufnahme verfügbar sein. Die Leber ist das zentrale Stoffwechselorgan. Hier findet der Hauptteil der körpereigenen Entgiftung statt. Das macht die Bedeutung der Leber für einen gesunden Stoffwechsel enorm wichtig. Die Regeneration der Leber kann durch eine Kombination verschiedener Nährstoffe und sekundärer Pflanzenstoffe (z.B. Artischocke, Mariendistel) gefördert werden. Präparate zur Leberentgiftung haben das Ziel, Zellerneuerung und Gallenfluss zu unterstützen. Neben der Phytotherapie können Vitalpilze mit medizinisch präventiven Eigenschaften zur Verbesserung der Zahngesundheit eingesetzt werden. Sie enthalten das für die Zahngesundheit wichtige Vitamin D. Zudem sind immunstimulierende Substanzen (z.B. ß-Glukane) enthalten. Die ganzheitliche Betrachtungsweise macht die Zusammenhänge von Fütterung, Biomechanik und Zahngesundheit deutlich. Der Fokus einer Zahnbehandlung sollte auf der Wiederherstellung der ursprünglichen Biomechanik des Kiefergelenks und beteiligter Strukturen liegen. Ein erfahrener Pferdedentist verhindert, dass Anomalien zu Problemen werden und maximiert die Lebensdauer der Zähne.